Die Grundfähigkeitsversicherung (GF-Versicherung) wurde lange als einfache Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) beworben, doch dieser Ansatz greift zu kurz. Sie ist komplexer als oft angenommen und keine echte Alternative zur BU-Versicherung. Während die BU-Versicherung die Einschränkung der zuletzt ausgeübten beruflichen Tätigkeiten prüft, zahlt die GF-Versicherung bei Verlust definierter Grundfähigkeiten, die oft nicht den Vorstellungen der Kunden entsprechen.

Die GF-Versicherung kann sinnvoll als Berufsbild-Versicherung eingesetzt werden, wenn sie spezifische Fertigkeiten eines Berufs absichert, wie z. B. körperliche Anforderungen im Bauhandwerk. Zudem ist sie als „Options-Tarif“ interessant, da sie bereits in jungen Jahren abschließbar ist und den Gesundheitszustand frühzeitig sichert. Allerdings gibt es Einschränkungen, wie Wartezeiten und Ausschlüsse bei Vorerkrankungen, die beachtet werden müssen.
Die GF-Versicherung hat ihren Hype verloren, findet jedoch zunehmend ihren Platz in der Absicherung biometrischer Risiken. Besonders für Handwerker könnte sie eine bezahlbare Alternative zur BU-Versicherung darstellen, wenn sie stärker an berufsspezifischen Anforderungen ausgerichtet wird.
Wie unterscheidet sich die Grundfähigkeitsversicherung von der BU-Versicherung ?
Die Grundfähigkeitsversicherung (GF-Versicherung) und die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) unterscheiden sich in mehreren wesentlichen Punkten:
Leistungsprüfung:
- BU-Versicherung: Sie zahlt eine Rente, wenn der Versicherte aufgrund von Krankheit oder Körperverletzung seine zuletzt in gesunden Tagen ausgeübte berufliche Tätigkeit nicht mehr ausüben kann. Der Fokus liegt auf der Einschränkung der Arbeitsfähigkeit.
- GF-Versicherung: Sie zahlt eine Rente, wenn definierte Grundfähigkeiten wie Gehen, Hören, Sprechen oder Heben verloren gehen. Die Prüfung erfolgt anhand der in den Versicherungsbedingungen festgelegten Fähigkeiten, unabhängig vom ausgeübten Beruf.
Flexibilität bei Berufen:
- BU-Versicherung: Sie ist stark auf den zuletzt ausgeübten Beruf ausgerichtet und berücksichtigt psychische Erkrankungen.
- GF-Versicherung: Sie ist weniger berufsbezogen und deckt keine psychischen Erkrankungen ab, es sei denn, eine AU-Klausel (Arbeitsunfähigkeitsklausel) ist enthalten.
Komplexität:
- BU-Versicherung: Die Bedingungen sind klar auf die berufliche Tätigkeit ausgerichtet, was die Beratung erleichtert.
- GF-Versicherung: Die Definition der versicherten Grundfähigkeiten ist komplex und oft nicht intuitiv für den Kunden, da die tatsächlichen Anforderungen des Berufs nicht immer abgedeckt werden.
Kosten:
- BU-Versicherung: In der Regel teurer, insbesondere für Berufe mit hohen körperlichen Anforderungen.
- GF-Versicherung: Häufig kostengünstiger, da sie weniger umfassend ist.
Zielgruppe:
- BU-Versicherung: Ideal für Personen, die ihre berufliche Tätigkeit absichern möchten.
- GF-Versicherung: Geeignet für Personen, die eine günstigere Alternative suchen oder deren Beruf schwer in der BU-Versicherung abzusichern ist.
Zusammenfassend ist die BU-Versicherung umfassender und stärker auf die Arbeitskraft ausgerichtet, während die GF-Versicherung spezifische körperliche Fähigkeiten absichert und weniger berufsbezogen ist.
Was sind die Vorteile einer Berufsbildabsicherung ?
Die Vorteile einer Berufsbildabsicherung liegen in ihrer spezifischen Ausrichtung auf die Anforderungen eines bestimmten Berufs. Im Vergleich zur allgemeinen Grundfähigkeitsversicherung bietet sie folgende Vorteile:
Berufsspezifische Absicherung:
Die Versicherung orientiert sich an den spezifischen Fertigkeiten und Tätigkeiten, die für die Ausübung eines Berufs erforderlich sind. Beispielsweise werden im Bauhandwerk körperliche Anforderungen wie Knien, Arbeiten über Kopf oder das Ziehen schwerer Lasten berücksichtigt.
Praxisnahe Definitionen: Die Absicherung basiert auf realistischen und berufsbezogenen Kriterien, die besser zu den tatsächlichen Tätigkeiten des Versicherten passen. Dies erhöht die Relevanz und Verständlichkeit für den Kunden.

Bezahlbarkeit: Berufsbildversicherungen können eine kostengünstigere Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung sein, insbesondere für Berufe mit hohen körperlichen Anforderungen, bei denen die BU-Versicherung oft teurer ist.
Gezielte Absicherung für Handwerker: Besonders für Handwerker, die eine sinnvolle und bezahlbare Absicherung benötigen, bietet die Berufsbildabsicherung eine praxisgerechte Lösung.
Durch die berufsbezogene Ausrichtung wird die Versicherung für bestimmte Zielgruppen attraktiver und besser an deren Bedürfnisse angepasst.
Was sind die häufigsten Missverständnisse über die Grundfähigkeitsversicherung ?
Die häufigsten Missverständnisse über die Grundfähigkeitsversicherung (GF-Versicherung) sind:
"Einfache Alternative zur BU-Versicherung": Viele glauben, die GF-Versicherung sei eine unkomplizierte Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Tatsächlich ist sie komplex und keine echte Alternative, da sie andere Kriterien für die Leistungsprüfung hat und psychische Erkrankungen meist nicht abdeckt.
"Versicherung deckt alle beruflichen Tätigkeiten ab":
Kunden denken oft, dass die GF-Versicherung ihre beruflichen Tätigkeiten absichert. In Wirklichkeit bezieht sie sich nur auf definierte Grundfähigkeiten, die nicht immer mit den Anforderungen des Berufs übereinstimmen.
"Die versicherten Fähigkeiten sind intuitiv verständlich":
Viele Kunden gehen davon aus, dass Begriffe wie "Heben und Tragen" klar sind. Tatsächlich sind die Definitionen in den Versicherungsbedingungen oft sehr spezifisch und weichen von den Vorstellungen der Kunden ab (z. B. Heben von nur 5 kg statt schwerer Lasten).
"Die GF-Versicherung ist planbar und verlässlich":
Es wird oft angenommen, dass die GF-Versicherung eine verlässliche Einkommensabsicherung bietet. In der Praxis ist sie jedoch schwer planbar, da die versicherten Fähigkeiten nicht direkt mit der Arbeitsfähigkeit korrelieren.
"Die GF-Versicherung ist für alle sinnvoll":
Die GF-Versicherung ist nicht für jeden geeignet. Sie macht vor allem Sinn als Berufsbildabsicherung oder als "Options-Tarif" für junge Menschen, die später in eine BU-Versicherung wechseln möchten.
Diese Missverständnisse zeigen, dass eine umfassende Beratung notwendig ist, um die GF-Versicherung korrekt zu verstehen und ihre Grenzen zu erkennen.