Die Private Krankenvollversicherung (PKV)

In Deutschland darf niemand ohne Krankenversicherung sein. Als Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gibt es die private Krankenversicherung (PKV). Allerdings steht die PKV nicht jedem offen. Wer sich dort versichern kann, welche Vor- und Nachteile eine PKV hat und was man beim Wechsel in die PKV beachten muss, zeige ich Euch auf diesen Seiten.

 



Wer kann sich privat versichern ?

Nicht jeder kann sich in Deutschland privat versichern. Unabhängig vom Einkommen können sich Selbstständige bzw. Freiberufler, Künstler, Beamte, Richter, Landtags- und Bundestagsabgeordnete privat versichern. Als Angestellter hingegen muss man mindestens 64.350 Euro pro Jahr (Stand 2021) verdienen, um die GKV verlassen zu können. Diese Grenze wird im übrigen "Jahresarbeitsentgeltgrenze" oder kurz "JAEG" genannt. Darüber hinaus gibt es noch für Studenten die Möglichkeit, einen privaten Vertrag abzuschliessen.

Für Beamte gilt übrigens eine Sonderregelung: Bei ihnen beteiligt sich der Staat in Form der sogenannten "Beihilfe"an den Krankheitskosten, so dass Beamte somit nur die Restkosten absichern müssen. Dafür haben die PKV-Unternehmen extra Beilhilfe-Tarife im Angebot.

 

Was muss man beachten?

 

Wenn Ihr Euch privat versichert, müsst Ihr den Überblick über Eure Rechnungen behalten. Habt Ihr beispielsweise einen Tarif mit Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit (also wenn Ihr im Versicherungsjahr keine Rechnungen einreicht), macht es Sinn, die Rechnungen über das Jahr zu sammeln und erst am Ende des Jahres einzureichen mit der Frage was ist günstiger: Rechnungen von der Versicherung übernehmen lassen oder die Beitragsrückerstattung auszahlen lassen. Auch sollte man wissen, dass ein Wechsel zurück in die GKV unter Umständen nicht so einfach ist und ab dem 55. Lebensjahr sowieso nicht mehr möglich ist.

Auch muss man darauf achten, dass das Einkommen im Krankheitsfall gesichert ist. Als GKV-Versicherter bekommt man nach Ende der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall automatisch das Krankengeld als Lohnersatzleistung. Als PKV-Versicherter muss man dass Krankengeld, dass in der PKV "Krankentagegeld" heißt.  extra dazuversichern.

 

Gesundheitsfragen wahrheitsgemäß beantworten

 

Wichtig ist außerdem, bei Antragstellung die Angaben zum Gesundheitszustand wahrheitsgemäß anzugeben und nicht zu schummeln. Sollte sich am Ende herausstellen, dass man bei Abschluss des Vertrages etwas zu großzügig mit der Wahrheit war, kann der Versicherer vom Vertrag zurücktreten, was einen neuen Abschluss eines PKV-Vertrages erschwert oder sogar unmöglich macht.

 

"Klassische Fehler" beim Abschluss einer PKV

 

Ein typischer Fehler ist sich zu schnell für das günstigste Angebot zu entscheiden, denn nicht immer ist der günstigste Anbieter auch langfristig der beste. Eine PKV schliesst man nicht so nebenbei wie einen Handyvertrag ab; im besten Fall ist es nämlich eine Entscheidung für das Leben; viele Möglichkeiten zu Korrektur gibt es nämlich nicht. Weiterer Fehler: Man entscheidet sich für einen Tarif, der weniger Leistung bietet, als die Gesetzliche Krankenversicherung. Ihr meint das geht nicht? Geht doch. Insbesondere die sogenannten Einsteigertarife haben weniger Leistung, als die GKV - beispielsweise im Bereich Psychotherapie oder Heilpraktiker. Darüber hinaus gibt es noch ein paar weiteren Komponenten eines Tarifes, die über die reine Leistungsbeschreibung hinausgeht, die wichtig sind.

 

Für wen ist die Private Krankenversicherung geeignet ?

Die PKV ist für Leute geeignet, denen es hauptsächlich auf gute Leistungen ankommt. Wessen oberstes Ziel es ist, Geld zu sparen, wird wahrscheinlich über den Lauf der Jahre drauflegen; die günstigen Beiträge bleiben nämlich nicht so niedrig, sondern steigen an. Darüber hinaus bleibt Beamten aktuell keine sinnvolle Alternative zur PKV: Da der Dienstherr die Hälfte der Krankheitskosten übernimmt, muss der Beamte auch nur die andere Hälfte dazu versichern - die PKV hat die entsprechenden Tarife im Angebot. Zwar kann der Beamte sich auch freiwillig in der GKV versichern, allerdings trägt der Dienstherr NICHT den Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Krankenversicherung.Darüber hinaus benötigt jedes Familienmitglied einen eigenen Vertrag; einen Familienversicherung wie in der GKV gibt es in der PKV nicht

 

Was unterscheidet die PKV von der GKV?

 

In der GKV ist der Beitrag abhängig vom Einkommen; in der PKV hingegen vom Leistungsumfang des gewählten Tarifes, dem eigenen Gesundheitszustand und dem Alter bei Vertragsbeginn. Die Leistungen gelten in der PKV als fest vereinbart und können nicht einfach wie in der GKV aus dem Leistungskatalog herausgestrichen werden. Im Gegensatz zur GKV seit Ihr als privat Versicherter Vertragspartner des Arztes oder Krankenhauses und müsst die Rechnung selbst begleichen und bekommt das Geld anschliessend von Eurem Versicherungsunternehmen zurück. Im Gegensatz dazu rechnen die gesetzlichen Krankenkassen direkt mit den Leistungserbringern, also dem Arzt oder dem Krankenhaus ab. 

 

Beispielsweise sollte man sich anschauen, wie beitragsstabil der Anbieter in den vergangenen Jahren war. Wie sieht es mit der Finanzstärke des Unternehmens aus? Gibt es einen offenen oder einen geschlossenen Heilmittelkatalog? Um all diese Fragen zu beantworten, braucht es Zeit - übrigens mit ein Grund, warum ich keine Angebote verschicke: Ein Angebotsversand ersetzt nicht die Beratung.

 

Für wen eignet sich die PKV denn jetzt überhaupt - Und für wen nicht?

 

Diese Frage lässt sich relativ einfach beantworten: Die PKV ist für Diejenigen geeignet, die ein dauerhaft hohes Einkommen haben und gute - sehr gute Leistungen von ihrer Versicherungen fordern und dazu auch ihre Lebens- und Familienplanung im Blick haben.

Wer als Selbstständiger schwankende und/oder niedrige Einnahmen hat, sollte sich nicht von den anfänglich günstigen Einstiegsbeiträgen blenden lassen. Auch wer vor hat, eine Familie zu gründen und sich auf Nachwuchs freut, sollte gründlich über den Wechsel in die PKV nachdenken.

 

Etwas anders sieht es bei Beamten aus: Für diese Gruppe ist die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in den meisten Fällen keine sinnvolle Alternative, da beim Verbleib in der GKV die Beihilfe wegfällt und der Staat keinen Arbeitgeberzuschuss zahlt. Hier ist die PKV eindeutig zu bevorzugen und günstiger, als ein Verbleib in der GKV.

 

Fazit: Eine private Krankenversicherung ist (für mich) kein Massenprodukt; es ist ein Angebot für eine spezielle Zielgruppe, die Top-Leistungen wünscht und nicht aufs Geld schauen muss. Für alle anderen (ausgenommen Beamte) muss ein Wechsel sehr genau geprüft und überdacht werden, damit es nicht irgendwann eine böse Überraschung gibt.

Es gibt vieles, was man bei dem Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung beachten muss und was man falsch machen kann. Einen Fehler sollte man allerdings schon bei der Überlegung, ob man nun wechselt oder nicht vermeiden: Wechselt nicht wegen der niedrigen Beiträge in die PKV!

 

Oftmals werden - um den Wechsel schmackhaft zu machen, günstige Einstiegstarife auf dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung angeboten, die in Details sogar schlechter als die GKV sein können. Darüber hinaus werden die Beiträge nicht so günstig bleiben; sie werden steigen, auch wenn man Euch etwas anderes erzählt; medizinischer Fortschritt, Inflation, neue gesetzliche Regelungen werden dafür sorgen, dass der niedrige Einstiegsbeitrag durchschnittlich um 10-11% pro Jahr steigen wird. 

 

Nicht wegen der niedrigen Beiträge in die PKV wechseln - PKV - Beratung - Rüsselsheim

Aus diesem Grund wechselt bitte nur in die PKV, wenn es Euch um bessere Leistungen wie schnellere Terminvergabe beim Facharzt, bessere Versorgung im Zahnbereich oder ähnliches geht.

Thomas Renker - Versicherungsmakler Rüsselsheim - Private Krankenversicherung

Warum die Private Krankenversicherung im Alter teurer wird

Alle Jahre wieder: Nein, nicht das Weihnachtsfest, sondern die unbeliebte Post von den Privaten Krankenversicherern an ihre Kunde: Die Beitragsanpassung. 

Beitragsanpassung hört sich natürlich auch viel angenehmer an, als Beitragserhöhung, die es aber auch in einem Großteil der Fälle auch ist. Aber was sind eigentlich die Gründe für eine Beitragsanpassung?

 

Policenschreck - Thomas Renker - Versicherungsmakler in Rüsselsheim -Policenschreck  PKV Beitragsanpassung

Jedes Jahr zittern am Jahresende viele PKV-Versicherte, ob wieder eine Beitragsanpassung (BAP) über sie hereinbricht. Für 2017 schwant nichts Gutes: Die ersten BAP-Schreiben wurden schon verschickt, "Horrormeldungen" von Anpassungen von bis zu 40% machten die Runde.

 

Doch warum gibt es überhaupt Beitragsanpassungen und wann kann und darf der Versicherungsbeitrag  überhaupt angepasst werden?

 

Leistungskosten

 

Einer der Gründe, warum die Beiträge angepasst werden, sind steigende Leistungskosten. Leistungskosten sind die Kosten die entstehen, wenn die Versicherten Rechnungen einreichen, die von der Versicherung erstattet werden. Steigen diese Kosten um mindestens 10%, müssen diese zusätzlich in die Prämie eingepreist werden. Leistungskosten steigen auch durch den medizinischen Fortschritt.

 

längere Lebenserwartung

 

Auch die längere Lebenserwartung der Versicherten muss in die Prämienkalkulation einfließen; schließlich müssen die über die Vertragslaufzeit angesparten Altersrückstellungen für einen längeren Zeitraum reichen, als ursprünglich kalkuliert.

 

Rechnungszins und Überzins

 

Die eben schon angesprochenen Altersrückstellungen sammelt der Versicherer für seine Kunden an. Daraus ergibt sich jedes Jahr ein Zinsgewinn, welcher in einen Rechnungszins und einen Überzins aufgeteilt wird. Der Überzins wird zu 90% den Versicherten ab 65 zur Verfügung gestellt, der Rechnungszins wird jedem Vollversicherten sofort gutgeschrieben. Die Zinsgewinne, die die PKV-Unternehmen zur Zeit erzielen, liegen allerdings aktuell teilweise unter dem kalkulierten Rechnungszins, was zur Folge hat, dass die Kalkulation nicht mehr stimmt und die Beiträge angepasst werden müssen.

 

Stornogewinne

 

Die bereits erwähnten Altersrückstellungen fallen bei einem Ausscheiden des Kunden aus der privaten Krankenversicherung in aller Regel dem Versichertenkollektiv - also alle anderen Versicherten - zu. Wenn mehr Personen ausscheiden als kalkuliert wurde, sind diese Gewinne höher und die Prämie fällt. Scheiden weniger Leute aus der PKV aus, sind die Gewinne niedriger und die Beiträge müssen steigen.

 

Ganz allgemein ist zu erwähnen, dass die Leistungsausgaben in der PKV seit dem Jahr 2000 um 75% (Stand 2017) gestiegen sind. Darüber hinaus ist steigt die Lebenserwartung kontinuierlich an, was eine Nachfinanzierung der Alterungsrückstellungen zur Folge hat. Was man als Versicherter gegen die Gefahr der steigenden Beiträge im Alter tun kann, erfahrt Ihr hier.

Bild: Adobe Stock/ FivePointSix
Bild: Adobe Stock/ FivePointSix

Anpassungsvoraussetzungen

 

Oft fragt man sich in diesem Zusammenhang, warum diese Beitragssteigerungen in solch großen Schüben kommen - wäre es nicht besser, das gleichmässig über alle Jahre zu verteilen, als eine große Anpassung?

 

Leider ist es nicht ganz so einfach, denn eine Anpassung wegen geringerer Stornogewinne und des Rechnungszinses können nur vorgenommen werden, wenn es eine Beitragsanpassung wegen einer Veränderung der Leistungskosten oder die Lebenserwartung gibt. Das bedeutet, das im ungünstigsten Fall mehrere Faktoren zusammenkommen und somit einen großen Beitragsschub auslösen.

 

 

 

Was kann man tun?

 

Die Beitragsanpassung können Sie nicht verhindern, aber möglicherweise können Sie in einen anderen Tarif Ihrer Versicherungsgesellschaft wechseln, der anders kalkuliert ist und deswegen günstiger ist - natürlich unter der Beibehaltung Ihres gewohnten Versicherungsumfangs bzw. geringen Einschränkungen.

 

Thomas Renker - Versicherungsmakler Rüsselsheim - Private Krankenversicherung

Wie funktioniert die Mitnahme der Alterungsrückstellungen ?

 Exkurs: Die Alterungsrückstellungen in der PKV

 

Der Beitrag, den Ihr jeden Monat Eurer PKV zahlt, wird für zwei Zwecke verwendet: Zum einen für das Risiko, das Ihr krank werdet und Leistungen von der Krankenversicherung benötigt. Der andere Teil ist für  die sogenannten Alterungsrückstellungen reserviert. Diese dienen dafür, dass wenn die Ausgaben im Alter aufgrund des Gesundheitszustandes steigen, der Beitrag für Eure Krankenversicherung nicht steigt, sondern konstant bleibt. 

Früher waren diese Alterungsrückstellungen nicht portierbar und mussten bei einem Wechsel des Krankenversicherungsunternehmens bei der abgebenden Krankenversicherung verbleiben. Der Kunde musste also beim neuen Versicherer erneut mit dem Aufbau der Alterungsrückstellungen beginnen. Diese Regelungen sorgte dafür, dass ein Wechsel der PKV fast immer mit finanziellen Nachteilen für den Kunden verbunden war.

 

Seit dem 1.1.2009 ist das anders: Für alle ab diesem Tag abgeschlossenen PKV-Verträge gilt: Hier können die Alterungsrückstellungen mitgenommen werden - zumindest zum Teil. Denn dies gilt nur für die Alterungsrückstellungen, die angefallen wären, wenn der Kunde im sogenannten Basistarif versichert wäre. Es handelt sich also nur um einen Teil der Rückstellungen, die mitgenommen werden können. Und je hochwertiger der Versicherungsschutz ist, desto mehr Rückstellungsanteil verbleibt beim alten Versicherer - denn die Rückstellungen werden für den ganzen Tarif gebildet.

 

 


Nicht alle Rückstellungen sind portierbar

Meine ganz persönliche Meinung: Ein fauler Kompromiss, denn auch die nicht portierbaren Rückstellungen gehören dem Kunden (obwohl es da rechtlich unterschiedliche Meinungen gibt)  und sollten mitgegeben werden. 

 

Euer Krankenversicherer muss Euch einmal im Jahr die Höhe der portierbaren Alterungsrückstellungen mitteilen. Das sieht dannn so aus, wie hier im Bild rechts. Neben den Alterungsrückstellungen in Höhe des Basistarife werden auch übertragen: Die kompletten Alterungsrückstellungen für die Pflegepflichtversicherung ( sogar für Verträge, die vor dem 1.1.2009 abgeschlossen wurden) und der gesetzliche Beitragszuschlag. Dieser gesetzliche Beitragszuschlag wird seit dem 1.1.2000 zusätzlich zu den normalen Alterungsrückstellgen erhoben - sozusagen als zusätzlicher Puffer.

 

Was bringen die Alterungsrückstellungen ?

 

Pauschal lässt sich das kaum sagen, welche Auswirkungen monetär die Höhe der Alterungsrückstellungen hat. Von einem Versicherer ist mit bekannt, dass je nach Tarif und Eintrittsalter des Kunden des Kunden 1000 Euro Alterungsrückstellungen einer Beitragsreduzierung von 6 Euro entsprechen.

 


Vorsicht bei Wechsel von Altverträgen

 

Insbesondere wenn man es mit Verträgen, die vor dem 1.1.2009 abgeschlossen zu tun hat, sollte ein Wechsel zu einer anderen privaten Krankenversicherung gut überlegt sein, da hier überhaupt keine Alterungsrückstellungen mitgenommen wird. Um solch einen Wechsel durchzuführen, müssen die Vorteile die finanziellen Nachteile wie der Verlust der Alterungsrückstellungen überwiegen und darüber hinaus sollte das ganze gut dokumentiert werden. Wenn wir schon beim Thema Altverträge sind: Früher - bedeutet bis 2012 - wurde die PKV für Männer und Frauen getrennt kalkuliert - mit dem Ergebnis, dass der Beitrag für Männer günstiger war, als für Frauen. Aufgrund der Gleichberechtigung müssen seit 2012 die Tarife für beide Geschlechter gleich kalkuliert werden. Verträge bis 2012 sind üblicherweise sogenannte "Bisex-Tarife", während es heute nur noch "Unisex-Tarife" gibt. Was es mit diesen Tarifen auf sich hat und was man machen sollte, wenn man noch einen alten Unisex-Vertrag hat, erfahrt Ihr hier.

 

Und wenn ich meine Beiträge im Alter nicht mehr zahlen kann ?

Viele Kunden, die sich für eine private Krankenversicherung interessieren fragen, was passiert, wenn Sie ihr Beiträge nicht mehr zahlen können und fragen nach dem "Notlagentarif" von dem Sie gelesen haben. Oft wird dieser aber mit dem sogenannten Standardtarif, bzw. dem Basistarif verwechselt. 

 

Für den Fall, dass ein Tarifwechsel nicht die notwendige finanzielle Entlastung bringt, bleibt noch der Weg in den sogenannten Basistarif - eine an die GKV-Leistungen angelehnte Sozialtarifvariante der PKV. Was der Basistarif beinhaltet, erfahrt Ihr hier.

Versicherungsmakler Rüsselsheim - Policenschreck - Thomas Renker

Kindernachversicherung in der Privaten Krankenversicherung

Vor ein paar Tagen, fiel mir wieder ein etwas älterer Artikel von Spiegel-Online in  die Hände, der mich trotz seines Alters betroffen machte und immer noch aktuell ist.

 

Im Artikel ging es um eine junge Familie, deren Baby vier Wochen zu früh mit einem angeborenen Herzfehler auf die Welt kam und nach noch nicht mal 8 Wochen den Kampf gegen den Tod verlor.

 

Fataler Fehler

 

In dieser Phase begingen die Eltern einen Fehler, der zwar irgendwie nachzuvollziehen ist, aber trotzdem folgenschwer war. Da die Mutter in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Mitglied war, der Vater hingegen privat (PKV) versichert, griff die Familienversicherung in der GKV nicht. Das Kind muss in diesem Fall gegen eigenen Beitrag entweder in der GKV oder in der PKV versichert werden. Dies ist in der Regel auch kein Problem, in der PKV gibt es die sogenannte "Kindernachversicherung". Dies bedeutet, dass das Kind in jedem Fall in die Versicherung aufgenommen wird, egal welche Erkrankungen bestehen und zwar mit dem identischen Versicherungsschutzes des versicherten Elternteils. Dazu hat man 2 Monate Zeit - lässt man diese Frist verstreichen, erfolgt eine ganz normale Gesundheitsprüfung an deren Ende auch eine Ablehnung stehen kann. 

Rechnung über 102.968,30 Euro

 

Genau diese Frist ließen die Eltern verstreichen, mit der Konsequenz, das das schwerkranke Kind nicht versichert war. Die böse Überraschung kam dann drei Monate später in Form einer Rechnung des Krankenhauses:  102.968,93 Euro sollten die Eltern zahlen - und das innerhalb von zwei Wochen Eine nachträgliche Aufnahme in die Versicherung lehnte der Anbieter ab. Familienglück zerstört und finanziell ruiniert - das kann doch nicht sein, oder?   

 

Leider doch, denn das Sozialgesetzbuch (§10 SGB V) regelt genau, wo ein Neugeborenes Kind zu versichern ist. Die Bedingungen für die Kindernachversicherung in der PKV finden sich im Versicherungsvertragsgesetz in §198. Rechtlich ist das Vorgehen der Versicherungsgesellschaft nicht zu beanstanden. Auch wurden die Eltern mehrfach von der gesetzlichen Krankenversicherung darauf hingewiesen, dass das Kind keinen Versicherungsschutz hat und einen eigenen Vertrag - entweder gesetzlich oder privat benötigt.

Dies wurde leider von den Eltern versäumt.

 

Wie der Fall jetzt ausgegangen ist, ist mir nicht bekannt. Auch geht es nicht darum, irgendjemand zu beschuldigen, dass er dafür verantwortlich ist - der Fall sorgte im Forum von Spiegel-Online für heftige Diskussionen und Emotionen.

 

Was sind Anwartschaften ?

Mit einer Anwartschaftsversicheurng kann man sich Gesunheitszustand und/oder Eintrittsalter sichern, wenn beispielsweise eine PKV aufgrund einer Pflichtversicherung nicht möglich ist. Was eine Anwartschaft genau ist, welche Unterschiede es gibt und worauf man achten muss, erfahrt hier.

 

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Was ist eine Anwartschaftsversicherung ?

Mit einer Anwartschaftsversicherung ist es möglich, einen Zeitraum zu überbrücken, in der man nicht privat versichert sein kann und sich somit Gesundheitszustand und/oder Eintrittsalter zu sichern.

 

Warum ist eine Anwartschaftsversicherung notwendig ?

Es gibt Situationen, in denen man den Versicherungschutz in der PKV nicht fortführen kann: Beispielsweise aufgrund eines längeren Auslandsaufenthaltes oder ein Pflichtversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Wenn man weiß, das dieser Zustand nur vorübergehend ist ( z.B. befristeterer Auslandsaufenthalt, Pflichtversichert während des Studiums usw.) und danach wieder in der PKV versichert sein will, müsste man eigentlich erneut Gesundheitsfragen beantworten und zum dann aktuellen Alter in die PKV wieder eintreten. Um dies zu verhindern, bieten die PKV-Versicherern ihren Kunden die Möglichkeit einer Anwartschaft an, um sich sozusagen die alten Konditionen für den Wiedereintritt in die PKV zu sichern.

 

Gibt es Unterschiede bei der Anwartschaft und was kostet sowas ?

Man muss zwischen der "kleinen Anwartschaft" und der "großen Anwartschaft" unterscheiden. Bei der kleinen Anwartschaft sichert man sich den Gesundheitszustand - bedeutet, dass man beim Wiedereintritt in die PKV keine Gesundheitsfragen beantworten muss. Allerdings gilt das aktuelle Alter des Versicherten als Eintrittsalter, was wahrscheinlich einen höheren Beitrag zur Folge hat. Die kleine Anwartschaft kostet ca. 20 Prozent des Tarifbeitrages.

 

Bei der großen Anwartschaft sichert man sich neben dem Gesundheitszustand auch das Eintrittsalter. Darüber hinaus bleiben auch die Altersrückstellungen des Tarifes erhalten. Die große Anwartschaft kostet ca. 40 - 50 % des Tarifbeitrages; ist also deutlich teurer als die kleine Anwartschaft.

 

Welche Anwartschaft macht wann Sinn ?

Natürlich ist dies von der individuellen Situation abhängig. Wenn man allerdings weiß, dass man nur einen kurzen Zeitraum überbrücken muss, kommt sicher die große Anwartschaft eher in Frage, als die kleine Anwartschaft.

Wenn man allerdings nicht genau weiß, wie lange der Zeitraum ist, der überbrückt werden muss, ist die kleine Anwartschaft mit dem niedrigeren Beitrag die bessere Wahl.

Thomas Renker - Versicherungsmakler Rüsselsheim - Private Krankenversicherung